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Gewissensfrage

Ab und an werden wir danach gefragt, wie wir es mit unserem Gewissen vereinbaren können in so einem großen Fahrzeug durch die Welt zu fahren. So ein Fahrzeug verbraucht eine beachtliche Menge an Diesel und spuckt dafür eine Menge an CO2 und anderen Gasen aus. Manchmal werden wir auch gefragt, wie wir das rechtfertigen könnten einfach durch die Natur zu fahren und dabei die Böden zu zerstören.

Dies hier ist unsere Meinung zu diesen Themen.

In der Lage zu sein die Welt zu bereisen und das in einem Fahrzeug wie unser Manitu ist ein Privileg. Darüber sind wir uns bewusst und dankbar, dass es uns möglich ist. Wir bereisen die Welt um Länder und ihre Bewohner besser kennen zu lernen. Wir teilen unsere Reiseerfahrungen gerne mit anderen, da wir der Überzeugung sind, dass vieles schlechtes in Welt aus reiner Ignoranz geschieht. Wenn wir Menschen zeigen können wie schön unsere Welt ist und wie viel wir zu verlieren haben, denken wir damit einen Beitrag leisten zu können. Wenn wir den Menschen zeigen können dass fremde Menschen vielleicht anders sind aber weder furchteinflößend oder gar gefährlich sind, sondern freundlich und interessant. Dann denken wir können wir sogar einen noch größeren Beitrag leisten.

Aber natürlich verbraucht unser Fahrzeug noch immer eine menge an Diesel. Die Wahrheit ist, als wir angefangen haben unser Leben für ein Overland-Leben vorzubereiten war die Welt noch eine andere. Die Diskussionen um die Klimaerwärmung waren weit davon entfernt so intensiv geführt zu werden wie heute. Wir haben keine Ahnung ob wir uns in der heutigen Zeit nochmal so entscheiden würden. Wenn es technisch schon machbar wäre mit einem Elektro-Fahrzeug die Welt zu bereisen, würden wir diesen Wechsel vollziehen. Fürs erste ist jedoch ein Diesel getriebener LKW die einzige Option.
Damals, als wir uns für unser Fahrzeug entschieden haben hatten wir die Wahl zwischen einem einfachen robusten Motor, der in der Lage ist mit jeder möglichen Qualität von Diesel zu fahren aber keinen modernen Anforderungen an die Abgaswerte zu genügt, ein EURO5 oder sogar nur EURO3. Oder die andere Möglichkeit, ein Fahrzeug nach EURO6 Norm. Wohl wissend, dass es viele Länder gibt in denen der dort verfügbare Diesel den Motor des Fahrzeugs zerstören kann.
Am Ende haben wir uns dafür entschieden ein EURO6 Fahrzeug zu nehmen und extra Vorkehrungen zu treffen, wenn wir durch Länder fahren in denen schwefelarmer Diesel keinen hohen Stellenwert hat.

Zeit ein paar Vergleiche anzustellen:
Wenn wir nicht in unserem Tiny-Home auf Rädern leben würden, würden wir höchstwahrscheinlich ein normales Leben irgendwo in Deutschland leben. Wir würden höchstwahrscheinlich noch immer Öl oder Gas für warmes Wasser und Heizung verbrennen. Wir hätten ein Auto. Vielleicht mittlerweile ein E-Auto. Wir würden Elektrizität für das Auto und unseren Haushalt verbrauchen. Elektrizität, die in Deutschland maximal zu 50% CO2 neutral erzeugt wird. Doch der Rest wird noch immer durch Kohle, Gas, Öl oder durch Atomenergie erzeugt.
Wir würden immer noch versuchen unser Leben mit Dingen aufzufüllen. Notwendigen aber auch leider viel zu vielen unnötigen Dingen. All diese Dinge müssen hergestellt werden. Das benötigt Rohstoffe und Energie. All diese Dinge müssen dann irgendwie unser Zuhause erreichen. Verpackt in viel Plastik und anderen Materialien. Wir würden noch immer viel Kerosin verbrauchen mit dem Flugzeug zu Orten zu gelangen, die eigentlich damit überfordert sind Touristen zu beherbergen ohne Raubbau an ihrer Umgebung zu betreiben.

Aber wir haben und entschieden in einem Tiny-Home auf Rädern zu leben. Unsere Energie kommt aus den Solarzellen auf unserem Dach. Wir kochen mit Solarstrom. Wir heizen mit Solarstrom. Nur wenn es wirklich kalt ist heizen wir auch mit ein wenig Diesel. Unser warmes Wasser erzeugen wir mit Solarstrom. Unser Herd, Waschmaschine, Laptop alles läuft über Solarstrom.
Wir haben nur sehr begrenzen Stauraum. Also ist auch die Menge an Dingen die wir besitzen oder erwerben sehr begrenzt. Wir bemühen keinen DHL oder UPS um uns mehr und mehr Dinge liefern zu lassen. Wir haben keinen Fernseher an Bord. Das beste Programm gibt es draußen.
Wir waren schon immer umsichtig was unseren Abfall anbelangt. Aber nun haben wir wirklich nur sehr geringe Mengen Abfall und das meiste davon ist kompostierbar. Das beinhaltet auch unser Abwasser.
Die meisten Orte die wir besuchen verlassen wir sauberer als sie zuvor waren, da wir den Müll nicht ertragen wollen. Ein Flugzeug benutzen wir nur in Notfällen. Und da wir mit unserem eigenem Zuhause unterwegs sind haben wir keinen Bedarf an Hotels, Schwimmbädern oder Klimaanlagen.

Da wir viele Zahlen nicht kennen, können wir es nicht nachrechnen. Aber wir haben das sehr starke Gefühl das unser ökologischer und unser CO2 Fußabdruck deutlich geringer sind als für die meisten Menschen aus Industriestaaten der Fall ist. Unser Fußabdruck ist jedenfalls deutlich geringer geworden gegenüber vorher, bevor wir in unser Tiny-Home auf Rädern gezogen sind.

Aber was ist daran, das wir die selbe Natur zerstören die wir bereisen?
Möglicherweise gibt es hier ein Missverständnis. Wir fahren meistens auf der Straße. Nicht alle davon sind asphaltiert. Aber eine Schotterstraße oder eine andere Piste ist auch eine Straße. Warum wir dann ein stabiles Offroad-Fahrzeug brauchen? Nun, sehr viele Straßen auf der Welt sind in einem schlechten Zustand. Versucht man diese mit einem normalen Wohnmobil zu befahren kommt man sehr schnell an den Punkt an dem das Fahrzeug das nicht mehr mitmacht.
Nur selten fahren wir wirklich jenseits von Straßen um an unseren Zielort zu gelangen. Aber wir wollen zu diesen Orten, gerade weil wir die Natur lieben und schätzen. Daher ist uns wohl bewusst welche Auswirkungen unsere fahrten haben. Deshalb sind wir sehr vorsichtig in unserer Wahl wo und wohin wir fahren.
Aber folgendes sollte man beachten:
Wenn man über eine Wiese läuft hinterlässt man Fußspuren. In den meisten Fällen ist das kein Problem. Ist man mit einer Gruppe von Leuten unterwegs und läuft über eine Wiese hinterlässt man schon einen sichtbaren Trampelpfad. Aber nach ein paar Tagen hat sich die Natur erholt und von dem Pfad ist nichts mehr zu sehen.
Aber wenn genug Menschen über die Wiese laufen bildet sich ein deutlicher Pfad auf der nackten Erde ganz ohne Grasnarbe. Hier benötigt die Natur möglicherweise Jahre um sich vollständig zu erholen.
Fährt man in einem Fahrzeug abseits der Straße verhält es sich dazu nicht unähnlich.
Auch hier ist uns bewusst das es ein Privileg ist Orte besuchen zu können, an die nicht viele Menschen gelangen.

Eine Antwort auf „Gewissensfrage“

Das finde ich eine sehr schöne Zusammenfassung der Gedanken, die uns auch bewegen und umtreiben – und wir könnten bei (fast) allem zustimmen. Nur mit dem Euro3 vs Euro6 haben wir uns anders entschieden. Aber sonst…Chapeu.

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